Der Begriff „Buddha“ ist nicht der Name einer bestimmten Person, sondern ein Titel, der „der Erleuchtete“ oder „der Erwachte“ bedeutet. Dieser Titel ist nicht auf eine einzelne Person beschränkt, sondern kann von jedem Menschen erlangt werden, der vollständige Erleuchtung erreicht und die Wahrheit über das Leben und das Universum erlangt.
Lange bevor Siddhartha Gautama als Buddha Shakyamuni in Erscheinung trat, lebte ein anderer Erwachter: Buddha Kassapa. Er gilt als einer der großen Buddhas der Vergangenheit und ist der dritte Buddha der heutigen Weltzeit (Bhaddakappa) – eine Ära, in der insgesamt fünf Buddhas erscheinen sollen.
Kassapa wurde in der antiken Stadt Benares geboren, als Sohn einer wohlhabenden Familie. Schon in jungen Jahren zeigte er eine tiefe spirituelle Neigung und ein feines Gespür für die Vergänglichkeit der Welt. Trotz seines privilegierten Lebens verspürte er – wie später auch Shakyamuni – eine innere Unruhe und eine Sehnsucht nach Wahrheit.
Unter einem Banyanbaum erlangte er schließlich die vollkommene Erleuchtung und wurde zum Buddha. In seiner Zeit verkündete er die Vier Edlen Wahrheiten und den Edlen Achtfachen Pfad, um anderen Wesen den Weg zur Befreiung zu zeigen. Viele folgten ihm, darunter Mönche, Nonnen und Laienanhänger, die seine Lehren bewahrten.
Obwohl der Titel „Buddha“ grundsätzlich allen Menschen offensteht, gibt es eine historische Gestalt, die als der erste „Erleuchtete“ unserer Zeit gilt: Siddhartha Gautama, auch bekannt als Buddha Shakyamuni.
Siddhartha wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. in Lumbini, im heutigen Nepal, geboren. Er stammte aus einer königlichen Familie des Shakya-Clans, weshalb er später den Beinamen Shakyamuni („der Weise der Shakyas“) erhielt.
Siddhartha wuchs in einem privilegierten Umfeld auf und lebte in Wohlstand, fernab von den Sorgen und dem Leid der Welt. Doch trotz all seines Reichtums und seiner Macht verspürte er eine tiefe Unzufriedenheit und eine Sehnsucht nach einem tieferen Verständnis des Lebens. Mit etwa 29 Jahren verließ Siddhartha seinen Palast und begab sich auf eine Suche nach der wahren Natur des Leidens und dem Weg zur Befreiung.
Auf dieser Reise begegnete er dem Alter, der Krankheit und dem Tod – Erfahrungen, die ihn tief erschütterten und ihm die Vergänglichkeit des Lebens vor Augen führten. Diese Begegnungen führten ihn zur Erkenntnis, dass das Leben von Leiden geprägt ist – und dass es einen Weg geben muss, dieses Leiden zu überwinden. Er entschied sich, dem Weg der Askese zu folgen, um die Ursache des Leidens zu erkennen und die Wahrheit über das Leben zu finden.
Nach vielen Jahren intensiver Meditation und Fastens erlangte Siddhartha schließlich unter dem Baum der Erleuchtung (dem Bodhibaum) die Erleuchtung und wurde zum Buddha – dem „Erwachten“. In diesem Zustand erkannte er die Vier Edlen Wahrheiten und den Edlen Achtfachen Pfad, die den Weg beschreiben, wie man das Leiden überwindet und das Nirvāṇa erreicht.
Während Siddhartha Gautama bzw. Buddha Shakyamuni als der historische Buddha unserer Zeit gilt, kündigt die buddhistische Lehre einen zukünftigen Buddha an: Maitrea, den Buddha der kommenden Ära.
Der Name „Maitrea“ stammt vom Sanskrit-Wort maitrī, was „Freundlichkeit“ oder „liebende Güte“ bedeutet. Dieser kommende Buddha soll eines Tages erscheinen, wenn die Lehren des gegenwärtigen Buddha in Vergessenheit geraten sind und die Welt in spirituelle Dunkelheit (Dualismus) getaucht ist.
Buddha Maitreya lebt laut den Überlieferungen derzeit im Tushita-Himmel, einem Bereich der Götterwelt, wo er sich auf seine Wiedergeburt auf der Erde vorbereitet. Dort kultiviert er Mitgefühl, Weisheit und Geduld – Tugenden, die er den Menschen eines Tages erneut nahebringen wird. Wenn die Zeit reif ist, wird er in der Menschenwelt erscheinen, Erleuchtung erlangen und die Lehre des Dharma erneut verkünden.
Sein Erscheinen symbolisiert die Hoffnung auf eine neue Ära des Friedens, der Erkenntnis und des inneren Wandels. Anders als ein weltlicher Messias wird Maitrea kein Erlöser sein, der von außen rettet – vielmehr wird er die Menschen anleiten, selbst den Weg der Erleuchtung zu gehen, so wie es Buddha Shakyamuni zuvor tat.
In vielen Darstellungen erscheint Maitrea lächelnd, oft als sitzender oder stehender Buddha, manchmal auch mit einem Bauch und lachendem Gesicht, was seine gütige, freudvolle Natur verkörpert. In anderen Darstellungen – insbesondere in tibetischen und ostasiatischen Traditionen – erscheint er als majestätische, meditative Gestalt, bereit, die Welt erneut mit dem Licht des Dharma zu erfüllen.
Buddha Maitrea erinnert uns daran, dass Erleuchtung kein abgeschlossenes Kapitel der Vergangenheit ist, sondern eine immerwährende Möglichkeit – auch für kommende Generationen.